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Annatina Wieser 
Zur frühen Psychoanalyse in Zürich, 1900–1914.
Med. Diss. Zürich 2001

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                                                  Die Internet-Publikation dieser Arbeit ist dem Gedenken an
                                                 
Christian Müller (11. 8. 1921 – 29. 3. 2013) gewidmet.

Die vorliegende Arbeit beschreibt anhand zahlreicher gedruckter und ungedruckter Quellen die Geschichte der Psychoanalyse in Zürich bis 1914, also in der Phase, in der Zürich das wichtigste Zentrum der Freud-Schule neben Wien darstellte.

Für die frühzeitige Rezeption der Freud’schen Psychoanalyse im Umfeld der Psychiatrischen Klinik Burghölzli war August Forels Einsatz für die medizinische Psychologie und Hypnose wegbereitend sowie generell die liberale Gesinnung an den Schweizer Universitäten mit ihrem hohen Anteil jüdischer Studentinnen aus Osteuropa.

Mit großer Aufmerksamkeit verfolgte Eugen Bleuler die Entwicklung der Werke Freuds. Sein Oberarzt C. G. Jung begeisterte die Mitarbeiter am Burghölzli für Freuds Ideen, darunter Franz Riklin, Alphonse Maeder, Ludwig Binswanger, Karl Abraham, Abraham A. Brill und Max Eitingon. Sie überprüften die Freud’schen Thesen an sich selber, im klinischen Alltag bei schizophrenen Patienten und in der Assoziationsforschung. Unter Bleulers Vorsitz wurde 1907 der Freud’sche Verein gegründet.

Die Reformtheologen und -Pädagogen Oskar Pfister, Alfred Keller und Paul Häberlin wurden 1909 Mitglieder des Vereins und verbreiteten Freud’sches Denken. Anhand der Protokolle des Vereins Schweizer Irrenärzte wird gezeigt, dass dort regelmäßig über die Psychoanalyse referiert wurde.

1910 wurde die Internationale Psychoanalytische Vereinigung (IPV) gegründet. Jung wurde Präsident und Riklin Sekretär.

Einblick in die zunehmende Spannung zwischen Bleuler und Jung auf der einen und Freud auf der anderen Seite geben neben bekannten Quellen die unveröffentlichten Korrespondenzen, die Binswanger als Präsident der IPV-Ortsgruppe Zürich führte. Die Entwicklung der Ortsgruppe, die sich weithin der Jung’schen Libidotheorie anschloss, bis zu ihrem Austritt aus der IPV 1914 wird anhand der Arbeiten ihrer Mitglieder und verschiedener Freud-Briefwechsel dargestellt.

Von einigen Mitgliedern werden im Anhang Kurzbiographien geboten.