Heft 56 (28. Jg. 2015): Herbert Rosenfeld

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Brigitte Spreitzer
"Zeichen für das ganze übrige Leben". Das Haus als Symbol und autobiografisches Substrat in Briefen, Träumen und literarischen Texten Anna Freuds (S. 130–145) 

Zusammenfassung: Das Haus als Objekt ebenso wie als Symbol beschäftigte Anna Freud von ihrer Kindheit an. Im vorliegenden Beitrag wird den Spuren dieser Auseinandersetzung in Briefen, autobiografischen Dokumenten und literarischen Texten nachgegangen. Fokussiert wird exemplarisch auf die fantasmatische Konstruktion eines Traum-Hauses, auf Erwerb, Verlust und das Bemühen um Wiedergewinnung von Hochrotherd, auf dessen kasuallyrische Besingung in Geburtstagsgedichten für Sigmund Freuds jüngste Tochter, den Kauf eines Wochenendhauses in Walberswick, widergespiegelt in Träumen, die den Vorgang als Loslösungsprozess vom toten Vater verdeutlichen, und schließlich die literarische Bearbeitung des Motivs in Lyrik und Prosa von Anna Freud. Auf diese Weise konturiert sich ein Feld fließender Übergänge zwischen dem Imaginären und dem Realen, das die Dimension der Innerlichkeit zu erfassen vermag, statt sich in der Frage nach dem Autobiografischen zu verfangen. 

Summary: "Emblems of the whole life". The house as symbol and autobiographical background in letters, dreams and literary texts of Anna Freud. The house as object and symbol preoccupied Anna Freud from childhood onwards. This article traces these ideas in a variety of texts. It focuses on the phantasmal construction of a dream house; on the organisation, loss and later efforts to recover Hochrotherd; as well as on casual birthday poems dedicated to Anna, praising the country house, as well as on the purchase of a weekend cottage in Walberswick reflected in dreams related to the process of inner detachment from the dead father. A fluent interchange between reality and imagination comes into focus, highlighting the dimension of inwardness rather than that of biographical reality.