Heft 62 (31. Jg. 2018) I: S. Freud, Das Ich und das Es (Entwurf 1922) II: Gerhart Scheunert

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Martin Klüners
Jahrgang 1906: Gerhart Scheunert als Angehöriger der Kriegsjugendgeneration. Divergente Wege zu Psychoanalyse und Parteieintritt (S. 38-66)

Zusammenfassung: Der Artikel untersucht anhand von Tagebüchern, Schulaufsätzen und späteren Selbstaussagen die Jugend- und Entwicklungsjahre Gerhart Scheunerts unter dem Aspekt der Generationalität. Dieser Zugang ermöglicht eine Antwort auf die Frage, wie die unvereinbar scheinenden Widersprüche von Scheunerts Biographie – frühes Interesse an der Psychoanalyse einer- und Eintritt in die NSDAP andererseits – zu erklären sind. Selbige erweisen sich durch ihre Genese als Ergebnis der Unzufriedenheit des jungen Scheunert sowohl mit der Sexualmoral als auch mit der politischen ›Moral‹ vor allem der bürgerlichen älteren Generation, Scheunert dabei selbst als mithin typischer Vertreter seiner eigenen, der sogenannten »Kriegsjugendgeneration«.

Summary: Born in 1906: Gerhart Scheunert as representative of the war-youth generation. Divergent paths to Psychoanalysis and Nazi Party Membership. The article examines the youth of Gerhart Scheunert as a typical example of his generation – the war-youth generation – on the basis of diaries, school essays and later self-expressions. This approach is able to explain the central inconsistencies of Scheunert’s biography: an early interest for psychoanalysis on the one hand, Nazi Party membership on the other. They are both results of a deep dissatisfaction with the morals of the elder generation, i.e. sexual and political morals.