Heft 64 (32. Jg. 2019): Ein Wiederbeginn nach Holocaust, Krieg und Freuds Tod: Der Internationale Psychoanalytische Kongress in Zürich 1949
Steffen Theilemann
War Harald Schultz-Hencke ein »Vordenker« des Nationalsozialismus? (S. 166-177)
Zusammenfassung: Der Artikel weist die kürzlich von Wolfgang Bock vorgelegte Einschätzung, Harald Schultz-Hencke sei – aufgrund seiner jugendbewegten Schriften und unter Einschluss seiner späteren psychoanalytischen Monographien – als »Vordenker« des Nationalsozialismus zu bezeichnen, dezidiert zurück. Vielmehr hat sich Schultz- Hencke als politisch linksstehendes Mitglied der Freideutschen Jugend bis 1921 für eine demokratisch gestaltete Gesellschaft eingesetzt, die sich in die »Menschheit« einzufügen habe. Indizien deuten darauf hin, dass sich dies bis Ende 1932 nicht veränderte.
Summary: Was Harald Schultz Hencke a precursor of national socialist thinking? The article refutes the allegation, recently pronounced by Wolfgang Bock, that Schultz-Hencke, as witnessed by his early writings (up to 1921) when he was a leader of the German Jugendbewegung, was a precursor of NS thinking. Quite to the contrary, as a leftist member of the Freideutsche Jugend, Schultz-Hencke supported the idea of a democratic society which was to be incorporated into »humanity«. There is evidence that he did not change this view up to 1932.