Heft 71 (36. Jg. 2023): Briefwechsel Sigmund Freud – Ernst Simmel 1918–1939

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Richard Skues
Sigmund Freud, Fanny Bardas und der verschwindende Traum (S. 78-109)

Zusammenfassung: Durch die Verknüpfung verschiedener editorischer Anmerkungen zu publizierten Freud-Briefen wird zunächst klargestellt, dass sich einige Hinweise Freuds auf eine Freundin und Patientin von ihm auf Fanny Bardas beziehen, die er ab 1899 behandelte. Daraus erwächst eine Untersuchung von Fannys frühem Leben, einschließlich der Geschäfte ihres ersten Manns und ihrer Ehe mit Moritz Bardas. Dank dieser Befunde lassen sich weitere Rückschlüsse über die Träumerin in Freuds posthum veröffentlichtem Manuskript »Eine erfüllte Traumahnung« von 1899 ziehen und so die Details des von Freud beschriebenen Falls weiter ausarbeiten. Der zweite Teil des Aufsatzes bietet eine ausführliche theoretische Erörterung der mit Freuds Text verbundenen Schwierigkeiten und von dessen Schicksal. Es wird untersucht, inwieweit Freuds Verschiebung des Schwerpunkts seiner Überlegungen zu der Annahme, dass es sich um einen Fall von Erinnerungsstörung handelte, darauf hindeutet, dass das Thema des Textes von 1899 gar nicht war, was es zunächst zu sein schien: Der Traum verschwindet.

Summary: Sigmund Freud, Fanny Bardas and the vanishing dream. By cross-referencing editorial notes across different editions of Freud’s correspondence the paper begins by identifying a number of references to Freud’s friend and patient from 1899 as pertaining to Fanny Bardas. From this is developed an exploration of Fanny’s early life, including the business dealings of her first husband, and also her marriage to Moritz Bardas. This enables further inferences to be drawn about the subject of Freud’s unpublished 1899 manuscript on the topic of premonitory dreams, and thereby a further elaboration of the details of the case that Freud describes. The second part of the paper moves from biographical concerns to an extended theoretical discussion of the difficulties inherent in Freud’s manuscript and the fate of his paper. It considers how Freud’s shift to a focus on the peculiarities of the case as resulting from a disturbance of memory reveals that the topic of the 1899 paper was not in fact as it first appeared to be: the dream vanishes.