Heft 62 (31. Jg. 2018) I: S. Freud, Das Ich und das Es (Entwurf 1922) II: Gerhart Scheunert

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Michael Geyer
Ein normaler Deutscher – Gerhart Scheunerts Lebensstationen Leipzig, Erfurt und Berlin zwischen 1933 und 1950 (S. 67-92)

Zusammenfassung: Der Artikel beschreibt den Weg des jungen Gerhart Scheunert zum Psychoanalytiker und NSDAP-Parteimitglied zu Beginn der Machtübernahme Hitlers 1933. Seine weitere berufliche Entwicklung ist durch eine zwiespältige Einstellung zum Nationalsozialismus gekennzeichnet. So vermied er ethisch fragwürdige Entscheidungen als Beisitzer eines Erbgerichtshofes. Spätestens zu Beginn des zweiten Weltkrieges distanzierte er sich deutlicher von der Naziideologie. Unverarbeitete Schuldgefühle wegen seiner Parteimitgliedschaft begleiteten sein weiteres Leben und waren auch eines der wesentlichen Motive seiner späteren fachpolitischen Arbeit. Die Auswirkungen werden problematisiert.

Summary: An ordinary German – Gerhart Scheunerts periods in Leipzig, Erfurt and Berlin 1933–1950. The article describes the development of the young Gerhart Scheunert to a psychoanalyst and NSDAP party member when Hitler seized power on 30 January 1933. His further professional development reveals a conflicting attitude towards National Socialism. He avoided ethically doubtful decisions as an assessor of an inheriting court of justice, for example. Towards the beginning of the second World War he distanced himself from the Nazi ideology more clearly. Insufficiently processed feelings of guilt because of its membership in the Nazi-party accompanied his further development and life and were also one the essential motive for his later specialist political work. The consequences of these developments are problematized.